Der Zinsanstieg in diesem Jahr macht die Immobilienfinanzierung deutlich teurer. Einer Auswertung des Kreditvermittlers Dr. Klein zufolge zahlen Käufer oder Bauherren monatlich im Schnitt 1.375 Euro und damit 20 Prozent mehr für das eigene Heim als noch Ende vergangenen Jahres. Die Rate für den Kauf von Bestandsimmobilien hat sich um 24 Prozent verteuert.
Zwischen Dezember 2021 und Juni 2022 haben sich die Bauzinsen verdreifacht. Wer nicht vergangenes Jahr schon die passende Immobilie gefunden hat, muss jetzt deutlich höhere Kosten in Kauf nehmen. Vor allem Käufer bereits bestehender Häuser sehen sich gezwungen, die Monatsrate hochzuschrauben: Statt 900 Euro zahlen sie ihren Kredit mit durchschnittlich über 1.100 Euro ab – eine Steigerung um 24 Prozent. „Wer noch irgendwie kann, leistet sich auch jetzt noch ein Eigenheim, trotz des höheren Zinsniveaus. Diese Gruppe wird aber zunehmend kleiner“, berichtet Andreas Brendel, Spezialist für Baufinanzierung von Dr. Klein in Hannover. „Immobilienkäufer müssen mehr Kompromisse eingehen: Beispielsweise auf ein kleineres Objekt ausweichen und die Monatsrate hochsetzen. Hierbei die Schmerzgrenze auszureizen, funktioniert allerdings auch nur, wenn das Einkommen und der Eigenkapitalanteil hoch sind.“ Brendel empfiehlt, nicht mehr als ein Drittel des Haushaltsnettoeinkommens für die Monatsrate einzuplanen – zumindest im Regelfall. „Alles darüber hinaus halte ich für waghalsig.“
Wer sich jetzt eine neue Immobilie kauft oder selber baut, zahlt 17 Prozent beziehungsweise über 20 Prozent mehr als noch Ende vergangenen Jahres. Eine geringere Steigerung als bei Bestandsimmobilien, aber dafür ist die Rate bei Neubauten höher: 1.436 Euro zahlen Neubaukäufer im Schnitt monatlich, Bauherren sogar 1.569 Euro. „Nicht zuletzt wegen der Kosten sind Neubauten zurzeit für immer weniger Leute attraktiv“, sagt Brendel von Dr. Klein. In der Praxis erlebt er derzeit zunehmend, dass Kunden, die einen Neubau geplanten hatten, Abstand davon nehmen: „Viele können sich das schlicht nicht mehr leisten und verkaufen ihr Grundstück nun wieder. Das Projekt Eigenheim wird dann oft auf Eis gelegt, um sich erstmal neu zu orientieren.“ Eine Alternative könnte eine preislich günstigere Bestandsimmobilie sein. Aber auch dafür braucht es eine Prise Glück: „Selbst wenn die Anzahl der Interessenten pro Objekt etwas abgenommen hat – es sind mindestens um Hannover herum immer noch sehr viel mehr Kaufinteressenten als Objekte am Markt“, beschreibt der Spezialist von Dr. Klein die Lage. (DFPA/JF1)
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